Tablet Schule – Gründe, Voraussetzungen und Tipps
Eine Bitkom Studie von 2019 hat ergeben, dass mehr als die Hälfte aller Lehrer (54%), gerne verstärkt digitale Endgeräte in ihrem Unterricht einsetzen wollen. Doch für den Einsatz dieser Geräte mangelt es häufig noch an fehlender Technik und ausreichend Geräten. Nicht nur organisatorische Probleme hindern den verstärkten Einsatz von Technik, sondern auch persönliche Ängste, wie technisches Versagen. Weitere Faktoren sind: mangelnde pädagogische Konzepte und unzureichende Technik-Kenntnisse.
1. 7 Gründe für Tablets im Unterricht
2. Voraussetzungen für eine Tablet Schule
3. Tablet Nutzungsmöglichkeiten für den Unterricht
7 Gründe für Tablets im Unterricht
Immerhin schon jede dritte Schule in Deutschland hat Tablets im Einsatz. Zunächst mal ein starker Beweis dafür, dass das Arbeiten mit Tablets im Unterricht gut funktioniert.
Doch auch die Schulen, die den Schritt zur „Tablet Schule“ gewagt haben, brauchten gute Gründe und hier sind diese:
- Sofort einsatzbereit: Die Tablets müssen nicht hochgefahren und erst ans Internet angeschlossen werden, sondern sie sind mit dem Gong, der den Unterricht einleitet, einsatzbereit.
- Platz und Gewicht: Tablets sind sehr platzsparend im Gegensatz zu drei oder vier Schulbüchern, Heften und Arbeitsblättern. Außerdem sind sie durch ihr geringes Gewicht vielseitig einsetzbar, denn auch unterwegs, wie beispielsweise zu Exkursionen, können sie einfach und unkompliziert mitgenommen werden.
- Kopierkosten einsparen: Sie sparen sich und der Schule Unmengen an Druckerkosten ein. Außerdem besteht nicht mehr die Gefahr, dass die Hälfte der Schüler die Arbeitsblätter im Klassenzimmer liegen lässt ?
- Geringe Einarbeitungszeit: Die meisten Tablets sind sehr intuitiv zu bedienen. Weder Schüler noch Lehrer benötigen eine große Einführung.
- Große Bandbreite an Apps: Im Apple App Store waren im 3. Quartal 2018 rund zwei Millionen Apps verfügbar. Darunter befinden sich auch jede Menge EduApps ?
- Gesteigerte Motivation: Ja unsere Schüler Generation liebt nun mal alles was neu und digital ist. In ihrer Freizeit spielt das Smartphone eine große Rolle, warum also nicht auch in der Schule?
- Image: Ja auch Schulen möchten Ihr Image verbessern, ebenso gegenüber anderen Schulen. Mit einer modernen, digitalen und innovativen Arbeitsweise wird sowohl Schülern als auch den Eltern signalisiert, dass Ihre Schule die beste Vorbereitung für die Zukunft in der Arbeitswelt ist.
Voraussetzungen für eine Tablet Schule
Immerhin schon jede dritte Schule in Deutschland hat Tablets im Einsatz, es ist also nicht utopisch. Doch schwierig ist die Finanzierung der Geräte, die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur und die Gewährleistung von Schulungen für Lehrkräfte.
Finanzierung
Je nach Geräte Hersteller fallen pro Tablet im Schnitt zwischen 250 und 500 Euro an. Dafür gibt es verschiedene Lösungsansätze aus der Praxis:
- Finanzierung durch Eltern: Die Idee ist, dass Eltern die Schüler Tablets in Raten abzahlen, bis es ihnen gehört. So haben die Schüler auch eine größere Identifizierung mit den Geräten und behandeln die Tablets mehr als ihre eigene. Da nicht alle Eltern die Tablets für ihre Kinder finanzieren können, übernimmt der Förderverein diese Kosten.
- Finanzierung durch Schule oder Förderverein: Damit die Kosten tragbar sind, steht meist ein Tablet mehreren Schülern zur Verfügung. Beispielsweise können Tablet Koffer für einzelne sinnvolle Fachbereiche angeschafft werden. Der Förderverein kann die Schule bei den Anschaffungskosten unterstützen.
- Bring your own Device (BYOD): Sehr umstritten – aber auch eine Option. Die Schule spricht eine Hersteller EMPFEHLUNG aus und die Schüler bringen ihre eigenen Endgeräte mit in den Unterricht. Dort besteht allerdings die Gefahr, dass unterschiedliche Betriebssysteme zu Chaos führen.
- Teilnahme an Pilotprojekten: Jetzt heißt es schnell sein! Große Unternehmen, wie beispielsweise Vodafone bieten immer mal wieder die Teilnahme an Pilotprojekten an. Einfach mal die Augen aufhalten und recherchieren ?. Diese Pilotprojekte ermöglichen auch oft die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur!
Mit der Finanzierung hört es aber leider noch nicht auf. Sind die Tablets einmal da, müssen dringend gute didaktische Konzepte her, wie die Tablets sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können.
Fort- und Weiterbildungen
Fort- und Weiterbildungen der LehrerInnen sind unumgänglich. Jeder muss mitgenommen werden dort abgeholt werden, wo er aktuell steht. Unsicherheit im Umgang der Technik, sorgt meist im Kollegium für starke Abneigung gegenüber dem Tablet. Doch neuen und zeitgemäßen Möglichkeiten, die für den Unterricht genutzt werden und ihn bereichern können, können in Fortbildungen gezeigt werden und so überzeugend wirken.
Nur wenn sich auch keiner mehr dagegenstellt, ist das Konzept auch flächendeckend in der ganzen Schule einsatzbereit und Erfolg bringend.
Regeln
Auch Schülerinnen und Schüler müssen im Umgang mit den Tablets geschult werden. Dafür müssen Nutzungsregeln eingeführt und durchgesetzt werden:
Dazu könnten beispielsweise folgende Regeln gehören:
- Das Tablet wird zuhause immer vollständig aufgeladen
- Das Tablet ist in der Schule immer mit dabei
- Das Tablet darf nur benutzt werden, wenn der Lehrer es gestattet
- Die Schüler achten auf ausreichend freie Speicherkapazität (20 – 30%)
- Jeder Schüler geht sorgfältig und verantwortungsbewusst mit dem Tablet um
Nochmal Zusammengefasst:
Finanzierung
Klärung der Finanzierung.
Nötige Infrastruktur
Flächendeckender Internetzugang, Verantwortlicher für Technik und Support.
Fort- und Weiterbildung
Einführung in digitale Veränderung aller Lehrkräfte.
Einführung Schüler
Regeln für Schüler definieren.
Tablet Nutzungsmöglichkeiten für den Unterricht
Nun die größte Herausforderung. Alles ist einsatzbereit und die Tablets können an den Start gehen, doch wie setzen wir sie nun am besten im Unterricht ein?
Hier ein paar Beispiele:
- Whiteboard Ersatz: Tafelbilder auf dem Tablet entwickeln und in der Folgestunde erneut aufrufen
- Multimediale Präsentationen (Fotos, Videos oder Texten): Ebenso erneut abrufbar und äußerst wichtig für die berufliche Zukunft
- Filme im Fremdsprachenunterricht erstellen: fördert die Sprachpraxis
- Foto Stories erstellen
- Erstellung eigener E-Books und mit der Klasse teilen
- Versuchsdokumentation: Versuch per Video für die Dokumentation immer wieder abrufbar
- Spontanrecherche im Unterricht
Tools und Apps für den Unterricht:
Da gibt es natürlich einmal die klassischen vorinstallierten Tools, wie beispielsweise Taschenrechner, Videokamera, Fotoapparat, Tonaufnahme… aber auch jeder Menge großartiger Apps, die im Schulunterricht benutzt werden können:
- InnoClass (virtuelle Lerninhalte im Klassenzimmer zum Leben erwecken)
- Kahoot (Quiz)
- Keynote (zum Erstellen von Präsentationen)
- Pages (zum Erstellen von E-Books und Dokumenten)
- Google Maps
- Google Expeditions (virtuell an andere Orte reisen)
- Babble (Fremdsprachen lernen)
- Sdui (Klasse organisieren)
Céline
Céline Quervel ist die ehemalige Produktmanagerin und Initiatorin von InnoClass. #Bildungsinnovatorin